Herzlich Willkommen
Auf diesem Portal finden Sie eine Gemeindegeschichte anhand von Personen, zusammengestellt anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Evangelischen Kirchengemeinde Lauta-Stadt
Lautawerk – ein neuer Ort entsteht
Entstehung der Vereinigte(n) Aluminiumwerke Lautawerk und ihrer Siedlung
Je mehr im Laufe des Weltkrieges die Abschließung Deutschlands vom Weltmarkte spürbar wurde, desto größer wurde das Bemühen, alles Notwendige im Inland herzustellen. Eine großzügige Aluminiumerzeugung erschien dem Deutschen Reiche notwendig. Man hoffte, einen Teil des in elektrischen Leitungen und Maschinen verwendeten Kupfers für Heereszwecke frei machen zu können. Man brauchte auch Aluminium in großen Mengen für den Bau von Flugzeugen und Lenkluftschiffen. Zudem musste dem Aluminium auch nach Friedensschluss sich mannigfache Verwendung bieten. Da einige kleinere Werke, die bis dahin Aluminium hergestellt hatten, den großen Bedarf nicht decken konnten, beschloss das Reich etwa Anfang 1917 den Bau eines großen Aluminiumwerkes
Für seine Anlage waren zwei Gesichtspunkte maßgebend. Die sich steigernden Luftangriffe der Feinde auf die großen Industriegebiete ließen es ratsam erscheinen, dem Ganzen (?) möglichst fern zu bleiben. Die Notwendigkeit eines hochgespannten elektrischen Stromes für das elektrolytische Endverfahren bedingte die gleichzeitige Anlage eines großen Kraftwerkes. Eine genügende Wasserkraft für seinen Betrieb war in Mitteldeutschland nicht verfügbar. Aber da die Wärmetechnik gerade in jener Zeit in der Verwendung von Rohbraunkohle große Fortschritte gemacht und die Ilse-Bergbau-Gesellschaft kurz vor dem Kriege neue und ergiebige Kohlefelder in ihrer Grube Erika erschlossen hatte, fiel die Wahl auf das ihr unmittelbar benachbarte Gelände des Dorfes Lauta im Südteil des Kreises Calau. Dass ihr Heideboden landwirtschaftlich fast wertlos ist, hat dabei noch mitgesprochen.
Der Bau des Aluminiumwerkes wurde im Sommer 1917 begonnen. Die chemische Fabrik „Griesheim-Elektron“, die „Metallbank“ und die „Metallurgische Gesellschaft“ haben ihn ausgeführt – bei der vorliegenden Kriegsnotwendigkeit fanden sie beim Reich starke Unterstützung. Bis zu 15.000 Arbeiter, darunter viele Kriegsgefangene und Griechen, haben den Bau so schnell fortgetrieben, dass im Dezember 1918 das erste Aluminium hier gegossen werden konnte.
Quelle: © Evangelische Kirchengemeinde Lauta-StadtFritz Müller
Gründung und Aufbau einer neuen Kirchengemeinde, Organisation von Kirchen- und Pfarrhausbau und nicht zuletzt regelmäßige Gottesdienste und Seelsorge an der größer werdenden Industriearbeiterschaft.

Dr. Kurt Scharf
Dr. Kurt Scharf war als Hilfsprediger in Lautawerk (Februar – April 1928).

Fritz Brandenburg
Fritz Brandenburg prägte die Geschichte der Ev. Kirchengemeinde Lautawerk binnen 30 Jahren Amtszeit stärker als jeder andere Geistliche vor Ort.

Gottfried Forck
Nach der Pensionierung von Fritz Brandenburg folgt ein junger Theologe, inzwischen promoviert und im 36 Lebensjahr stehend, als Ortsgeistlicher auf die Pfarrstelle in Lautawerk.
Quelle: Portrait Werner Braune, in: Archiv der Stephanus-Stiftung, Berlin-Weißensee.Werner Braune
Ab November 1963 folgt für drei Jahre Werner Braune als Amtsnachfolger von Gottfried Forck auf die Pfarrstelle in Lautawerk. Werner Braune wurde 1936 in Lobetal geboren und legte 1955 das Abitur ab.
Quelle: Portrait Klaus-Detlev Metzner, in: Privat-Archiv der Familie Metzner.Klaus-Detlev Metzner
Klaus-Detlev Metzner wurde 1936 in Cottbus geboren. Nach Oberschule, Abitur und Theologiestudium in Berlin wurde er Vikar und ab 1963 offiziell Pfarrer. Als evangelischer Geistlicher befand sich seine erste Pfarrstelle in Selchow, einem Dorf in der Nähe von Storkow.
Zwischen Dauervakanz und Kulturkirche – 1999 bis zur Gegenwart
Von der Dauervankanzverwaltung zur Gesamtkirchengemeinde
Klaus-Detlev Metzner ist der letzte Pfarrstelleninhaber in Lautawerk. Ein stetiger Rückgang der Gemeindegliederzahlen und strukturelle Veränderungen in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) führen dazu, dass die Pfarrstelle keinen Nachfolger findet. Die kleiner werdende Gemeinde wird somit ab Juli 1999 durch den Pfarrer des Nachbarortes Lauta-Dorf geistlich begleitet. Für Pfarrer Norbert Krüger (geb. 1956) beginnt damit eine Zeit der „Dauervakanzverwaltung“, die bis zu dessen Pensionierung zum 01.04.2022 andauert.
Portrait Norbert Krüger, in: Archiv der Ev. Kirchengemeinde Lauta-Dorf.
Portrait Gerd Simmank, in: Archiv der Ev. Kirchengemeinde Lauta-Dorf.
Im April 2022 übernimmt Pfarrer Gerd Simmank (geb. 1960) aus Hosena die Vakanzverwaltung. Damals ist die Evangelische Kirchengemeinde Lautawerk – so ihr damaliger offizieller Name – noch selbständig. Das ändert sich zum 01.01.2025 grundlegend: Denn von nun an ist Lauta Stadt eine von 6 Ortskirchengemeinden innerhalb der zwischenzeitlich neu gebildeten Gesamtkirchengemeinde Mittellausitz. Die neue Ortskirchengemeinde hat damit nun wieder einen offiziellen Pfarrer anstelle eines Vakanzverwalters. Dessen Name bleibt jedoch vorerst derselbe: Gerd Simmank.
Sanierung und Nutzung der Stadtkirche
Große Veränderungen gibt es im Hinblick auf die Nutzung der kirchlichen Gebäude in Lauta-Stadt. In den 2000er Jahren wird die bauliche Situation der Stadtkirche immer dramatischer. Vor allem die Dachkonstruktion, ein sog. „Zollinger-Dach“, erzeugt bei den Bauleuten immer größere Bedenken. Die Situation verschärft sich derartig, dass eine vollständige Sperrung der Kirche aus baulich-sicherheitstechnischen Gründen erwogen wird.
Neben der dringend notwendigen Sanierung der Kirche steht die offene Frage einer künftigen Nutzung des Gebäudes im Raum, d.h.: Wie und welchen Mitteln soll dieses Baudenkmal der klassischen Moderne saniert werden? Wer soll es bei stetig geringer werdenden Gemeindegliederzahlen künftig nutzen?
Zur Klärung dieser Fragen tritt am 25.10.2012 erstmalig ein Arbeitskreis zur Gebäudezukunft zusammen. Ihm gehören Kerstin und Stefan Berthold sowie Frank Lehmann an. Stefan Berthold leitet mit gemeinsam mit seiner Frau ein Bauingenieurbüro in Lauta und ist – ebenso wie Frank Lehmann – Mitglied des Gemeindekirchenrates. Verschiedene Nutzungslösungen für das Kirchengebäude in der Nordstraße werden diskutiert: die Etablierung einer Kindertagesstätte, die Nutzung als Jugendtreff oder Hospiz, aber auch eine Nutzung als Kulturstätte stehen im Raum.
Bals darauf finanziert ein Sonderprogramm der Denkmalförderung die Sanierung der Stadtkirche. Kirchturm, Dach und Außenputz werden instandgesetzt. Im Dezember 2014 erfolgt nach Abschluss der Sanierungsarbeiten und passend zum 90-jährigen Jubiläum des Kirchen- und Gemeindeaufbaus die feierliche Wiedereinweihung des Gotteshauses.
Beratungsprozess und Gründung des Vereins „Freunde der Evangelischen Kirche Lauta-Stadt e.V.“
Die Frage der weiteren Gebäudenutzung bleibt dennoch virulent. Auf Initiative von Peter Kasper, dem Vorsitzenden des örtlichen Gemeindekirchenrates, entsteht der Kontakt zu Dr. Matthias Ludwig. Der Bauingenieur, Theologe und Kunsthistoriker begleitet als Berater kirchliche Körperschaften bei Prozessen der Kirchen(um)nutzung.
Am 26. und 27.02.2016 moderiert und organisiert Ludwig einen Zukunftsworkshop mit Kolloquium zur Entwicklung eines Nutzungs-, Erhaltungs- und Gestaltungskonzepts für die Evangelische Kirche in Lauta-Stadt. Die Veranstaltung findet in den Räumen der Stiftung IBS in Laubusch statt. Insgesamt nehmen ca. 60 Personen teil. In 7 Kurzvorträgen geht es etwa um die Bau- und Stadtgeschichte. Es referieren unter anderem der Kunsthistoriker Dr. Maximilian Claudius Noack und Pf. i.R. Klaus-Detlev Metzner.
Am Ende des zweiten Workshop-Tages stehen drei zentrale Einsichten: Um das Gebäude weiterhin zu erhalten und sinnvoll zu nutzen, muss sich die Stadtkirche in Lauta einem breiteren Publikum öffnen, dazu bedarf es einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit, eine Nutzung als Kulturkirche ist zunächst zu prüfen.
Zentrales Ergebnis des Workshops ist jedoch die Gründung eines Kulturkirchen-Vereins, welche wenig später erfolgt. Unter dem Titel „Verein der Freunde der Evangelischen Kirche Lauta-Stadt e.V.“ kommen seither verschiedenste Menschen zusammen, darunter Christen und Nichtchristen, die regelmäßige Kulturveranstaltungen in der Stadtkirche organisieren und durchführen. Daneben finden nach wie vor regelmäßig Gottesdienste in der Kirche statt.


