Dr. Gottfried Forck (1959 – 1963)

Bischof Dr. Gottfried Forck anlässlich des 450-jährigen Reformationsjubiläums in der Ev. Kirche St. Nikolai zu Berlin-Spandau am 01.11.1989, in: ELAB 7.3/79-8.

Biografisches

Nach der Pensionierung von Fritz Brandenburg folgt ein junger Theologe, inzwischen promoviert und im 36 Lebensjahr stehend, als Ortsgeistlicher auf die Pfarrstelle in Lautawerk: Dr. Gottfried Forck (1923-1996), der einer Familie von Geistlichen entstammt wie sein Biograf Christian Sachse[6] berichtet. Forck wurde am 1923 im thüringischen Ilmenau geboren und verbringt seine Kindheit zwischen 1924 und 1936 in Hamburg, wo der Vater eine neue berufliche Position antritt. Von 1936 bis 1942 besucht er das Zinzendorf-Pädagogium in Niesky/Oberlausitz.
Nach dem „Notabitur“ im Frühjahr 1942 wird Forck angehöriger der Deutschen Wehrmacht und somit Kriegsteilnehmer des Zweiten Weltkrieges.

Als Freiwilliger dient er der Deutschen Kriegsmarine, wird in Mürwik ausgebildet und erhält schließlich die Beförderung zum Leutnant zur See. Als Besatzungsmitglied des U-Bootes „U-1228“ gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, die für ihn bis Juli 1946 andauert.

Es folgt das Abitur, ein Theologiestudium, der Besuch des Predigerseminars in Brandenburg/Havel sowie eine Promotion an der Universität Heidelberg (1956). Von Oktober 1959 bis September 1963 ist Forck Pfarrer in Lautawerk. Weitere berufliche Stationen führen ihn nach Brandenburg, wo er 1963 Leiter des Predigerseminars wird, nach Cottbus, wo er 1973 das Amt des Generalsuperintendenten antritt. 1981 wird Gottfried Forck Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Region Ost) – ein Amt, das er bis 1991 bekleidet.

[6] Vgl. auch das Folgende bei Sachse, Christian: Den Menschen eine Stimme geben. Bischof Gottfried Forck und die Opposition in der DDR, Berlin 2009, S. 15ff. ↩ Zurück

Auszüge aus der Kirchchronik, aufgezeichnet von Gottfried Forck:

Oktober 1959 – Dezember 1961

Berufung nach Lautawerk

Da die evangelische Kirchengemeinde nach meiner Probepredigt am 28.06.1959 keinen Einspruch gegen mich erhob, wurde ich mit Wirkung vom 1. Oktober 1959 in die Pfarrstelle Lautawerk berufen. Die Gemeinde hatte das Pfarrhaus gründlich renovieren lassen und zu unserem Empfang festlich hergerichtet. Die uns entgegengebrachte Liebe ließ uns schnell in der Gemeinde heimisch werden.

Arbeit der Amtsvorgänger und Gemeindeleben

Die gute Arbeit meiner Vorgänger (…) wurde aufgenommen und weitergeführt. Zur Intensivierung des Gemeindelebens im Südbezirk wurden ab Oktober an jedem Sonn- und Feiertag um 8:30 Uhr im Frommelheim Gottesdienste gehalten. Diese Regelmäßigkeit hat sich positiv bewährt. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch in Süd beträgt seitdem etwa 40-50 Menschen.

Da der Männerkreis nur einen sehr kleinen Teil der Männer Lautawerks erreichte, wurde mit einigem Erfolg versucht, die Ehepaare zu Gesprächsabenden einzuladen. Diese Abende fanden etwa alle 2 Monate im Pfarrhaus statt, und zwar teilweise an zwei aufeinander folgenden Samstagen. Dadurch wurden jeweils etwa 25-30 Paare an zwei Abenden erfasst, also auch 25-30 Männer, was bei einem reinen Männerabend kaum zu erwarten gewesen wäre. Die Einladung zu diesen Ehepaarkreis-Abenden erfolgte einmal durch Abkündigungen im Gottesdienst und dann auch durch schriftliche Einladungen an alle Paare, die durch eine kirchliche Trauung oder die Taufe ihrer Kinder mit der Kirche in Berührung gekommen waren. Auch die jeweiligen männlichen Paten bei einer solchen Taufe wurden, soweit sie in Lautawerk wohnten, eingeladen. Die Einladungen wurden nach Möglichkeit von mir persönlich überbracht. Dadurch ergab sich ein ständig neuer Kontakt mit den jüngeren Paaren unserer Gemeinde durch Hausbesuche, selbst wenn sie dann der Einladung nicht Folge leisteten. Außer den Ehepaaren wurden auch ledige und verwitwete Männer eingeladen. Von allen Eingeladenen sind etwa 25 % der Einladung gefolgt.

Kinder- und Jugendarbeit

Die Arbeit mit der Jungen Gemeinde und den Konfirmanden war für mich besonders am Anfang schwierig, weil ich aus der Arbeit der Studentengemeinde an verständnisvolle Mitarbeit gewöhnt war, die bei den Jugendlichen und Konfirmanden nur selten vorausgesetzt werden kann. Inzwischen geht es schon etwas besser. Die Junge Gemeinde hat über der gemeinsamen Vorbereitung zu Hörspielen wieder mehr zusammengefunden. (…)

Gemeindekirchentag

1961 im Juni veranstalteten wir erstmalig zusammen mit unseren Nachbargemeinden Torno-Leippe, Lauta-Dorf und Koschen einen Gemeindekirchentag in Kirche und Pfarrgarten von Lauta-Dorf. Bei diesem Kirchentag waren aus allen Gemeinden etwa 500 Erwachsene und Kinder anwesend. Der Gemeindekirchenrat verstand es, einen solchen Kirchentag jährlich um dieselbe Zeit durchzuführen.

Gemeindeaufbau

Auf Vorschlag unseres Generalsuperintendenten Dr. Jacob führten wir im Spätjahr 1960 und im Frühjahr 1961 eine Arbeitsgemeinschaft über Fragen des Gemeindeaufbaus durch, die unter dem Gesamtthema stand: »Wie leben wir Christen heute in einer nichtchristlichen Umwelt?« Zu dieser Arbeitsgemeinschaft wurden durch Abkündigungen im Gottesdienst und durch Handzettel alle diejenigen eingeladen, »die sich für unsere Gemeinde mitverantwortlich fühlen und zur Mitarbeit bereit sind.« Die Themen, die nach einleitenden Recherchen von Pfarrer Milkereit, Pfarrer Worrack oder mir gemeinsam besprochen wurden, waren folgende:

1.) Ist Jesus Christus noch Herr der Welt?
2.) Was sollten wir Christen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen?
3.) Wie bewähren Christen in der weiten Welt heute ihren Glauben?
4.) Wie bewähren wir uns als Christen in Politik und Arbeit?
5.) Wie bewähren wir uns als christliche Familie in unserer Umwelt?
6.) Wie können wir als christliche Gemeinde heute hier leben?

Anfangs war die Beteiligung an diesem Gemeindeseminar sehr groß, zuletzt aber war nur der Kreis von etwa 30 Getreuen beisammen.

(…)

1962 – Renovierung des Frommelheimes

Im vergangenen Jahr ist auch äußerlich viel gearbeitet worden. Die Sache begann damit, dass der Neuanstrich des Frommelheimes und die Umgestaltung des dazugehörigen Gartengrundstückes auf Initiative von drei Gliedern des erweiterten Gemeindekirchenrates in freiwilligem unentgeltlichem Einsatz ausgeführt wurde. Dabei haben verschiedene Gemeindeglieder tatkräftig geholfen. Die Malerarbeiten haben unter Anleitung des auch freiwillig mitarbeitenden Malermeisters Günter Schmidt vor allem Harry Heinz, Werner Löscher, Helmut Heike (?) erledigt. Bei der Umgestaltung des Grundstückes waren außer den genannten besonders Robert Tschirschmitz, Norbert Lange und Frau Heike (?) und Frau Löscher tätig. Aus der Jungen Gemeinde haben sich nur Elke Lange (?) und Uwe Locher (?) beteiligt. Dieser Einsatz geschah ganz ohne mein Wissen, während ich auf Urlaub war. Am Sonntag nach unserer Rückkehr wurden meine Frau und ich durch das renovierte Frommelheim in der gepflegten Gartenanlage überrascht.

Arbeiten an der Kirche

Kurz darauf haben die Herren Heinz, Löscher und Heike wiederum in freiwilligem und unbezahltem Einsatz im Turmzimmer der Kirche den Fußboden zementiert. Diese Arbeit wurde nötig, weil der Holzfußboden an verschiedenen Stellen durchgebrochen war und sich bei näherer Überprüfung ungeheuer morsch erwies. Außerdem wurde auf Veranlassung von Herrn Mertin und mit von ihm geworbenen Elektrikern die Installation der Infrarotheizung begonnen. Die Anlage wurde bis Ende des Jahres soweit installiert, dass alle Bankreihen des Kirchenschiffes eingeschaltet werden können, wenn auch zur Zeit wegen des überbeanspruchten Stromnetzes in Lautawerk nur eine Gesamtleistung von 15 KW/h an Sonntagen und außerhalb der Spitzenzeiten entnommen werden darf. Auch Herr Mertin hat seine Arbeit, die ihn weit über 100 Stunden in Anspruch genommen hat, ganz unentgeltlich geleistet. Ihm und allen freiwilligen Helfern sei an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich gedankt.

1963

Der Bericht über das Jahr 1963 wird diesmal schon so zeitig gegeben, weil ich von der Kirchenleitung der evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg als Leiter des Predigerseminars nach Brandenburg/Havel berufen worden bin. Diese Berufung wurde im Mai dieses Jahres ausgesprochen und war an sich schon für den 1. Oktober gedacht. Als endgültiger Umzugstermin ist nun der 14. November festgelegt worden. Mein Nachfolger, Pastor Werner Braune, bisher in Niederneuendorf und Hennigsdorf bei Berlin, wird planmäßig am 19. November hier einziehen, so dass für Lautawerk keine lange Vakanzzeit entsteht. Der Abschied aus Lautawerk wird meiner Frau und mir schwer. Wir haben in den vier Jahren in Lautawerk guten Kontakt gefunden und wissen, dass hier noch sehr viel zu tun wäre. Besonders müsste die Bemühung um die jüngeren Ehepaare und die noch unverheirateten ehemaligen Konfirmanden weitergehen. Obgleich nur noch wenige konfirmiert werden, verliert sich auch von den wenigen ein großer Prozentsatz. Wir hoffen, dass es Pfarrer Werner Braune besser gelingt, diese jungen Leute zu sammeln und der Gemeinschaft der Kirche zu erhalten. Wir wünschen ihm ein gutes Einleben in Lautawerk, dass er länger hierbleiben kann als wir. Für die gedeihliche Arbeit in der Gemeinde sind vier Jahre viel zu kurz.

Gemeindechronik, in: ELAB 32107/1, S. 186ff.; Veränderungen M.P.S.